Der alte Sack trichtert dir das ein

Um es gleich vorneweg zu sagen: In dieser Kolumne geht es um das Alter. Stopp! Nein, eigentlich ist das nicht richtig. Es geht vielmehr um die Unterschiede der Generationen. Fakt ist nämlich: Ich fühle mich trotz des Baujahrs 1977 nicht alt. Ich fühle mich erst dann nicht mehr wie ein junger Hüpfer, wenn selbiger am Tisch beim Grillen auch vertreten ist. In diesem Fall war eine 18-Jährige anwesend, die mir bzw. auch den übrigen Anwesenden eine kurze Einführung in die Hobbys bzw. Aktivitäten der Jugendlichen anno 2024 gab. Ich gebe zu, dass ich für einen von zwei Begriffen erst einmal die Suchmaschine bemühen musste, den anderen konnte ich mir allerdings – dank einer gewissen Lebenserfahrung *hust* – erschließen.

Zunächst möchte ich daher auf das Phänomen zu sprechen kommen, über dessen Herkunft ich noch während es fröhlichen Abends eine Vermutung anstellte und ich mich beim Schreiben dieser Zeilen – und einer Internetrecherche später – bestätigt fühle. Es geht um den verrückten Trend unter Jugendlichen zu „trichtern“. Als „alter Sack“ lag mir auf der Zunge: „Achsooo, ihr habt eigentlich nur eine neue Art des Koma-Saufens eingeführt, wie originell“, aber wir wollen ja auch nicht gleich mit der Jugend von heute meckern. Trichtern ist also wirklich so simpel zu betrachten, wie der Name es sagt: Man baut sich einen großen Trichter mit einem Schlauch als Verlängerung daran und beginnt sich das Ding an den Mund zu führen, um dann die Flüssigkeit in großen Mengen zu sich zu nehmen. Wer dabei davon ausgeht, dass es sich eher um alkoholhaltige Getränke handelt, mag richtig liegen. Wir wollen hier aber auch nicht zu böswilligen Verallgemeinerungen neigen. Es ließe sich auch eine Apfelschorle trichtern, zumindest in der Theorie.

Ein handelsüblicher Trichter, wie er in einer Küche zum Einsatz kommt, um Flüssigkeiten genau anzufüllen.
Dieser kleine Trichter ist in Bezug auf das Thema „Trichtern“ eher symbolischer Natur. Zur Aufnahme einer größeren Menge an Flüssigkeit ist sicher eine viel größere Apparatur nötig.

Lediglich als einer der Anwesenden fragte, warum denn dafür nicht ein herkömmliches Glas benutzt würde, kippte die Stimmung leicht. Das sei doch wirklich die total langweilige Art des Trinkens für eben alte Säcke. Ich hielt mich diesbezüglich vornehm im Hintergrund. Kurzzeitig kam mir noch der Gedanke: Wenn ich direkt aus der Flasche eine große Menge Alkohol trinke (… es soll ja dazu ebenfalls so ein Spiel geben, in Elmshorn sogar alljährlich eine Weltmeisterschaft …), bin ich dann zumindest schon einmal semi-cool? Oder bin ich das dann auch immer noch nicht? Muss ich das Zeug denn unbedingt trichtern? 

Um diesen lehrreichen Teil des Abends abzuschließen, möchte ich auf meinen Instinkt zurückkommen. Ich sagte: „Ohne die Suchmaschine anzuwerfen und es je gehört zu haben, wäre meine Vermutung, dass das Trichtern selbstverständlich aus den Spring-Break-Events in den USA stammt.“ Und was soll ich den geneigten Leserinnen und Lesern sagen: Bingo! Wikipedia bestätigt mich. Dort heißt es (Zitat): „Eine Bierbong (Kompositum aus Bier und Bong), Bierrutsche, Bierstürzer, Trichter, Schlauch oder Beschleuniger, selten Saufmaschine oder Rockwurst, ist eine Vorrichtung, die dem Trinken großer Mengen Bier in kurzer Zeit dient, speziell bei Trinkgelagen oder Trinkspielen.“ Und weiter: „Bierbongs sind auch im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Spring-Break-Rituale bekannt.“

Während dem „alten Sack“ diesbezüglich also noch eine gewisse Schlaumeierei attestiert wurde, war damit beim Thema Musik dann definitiv Schicht im Schacht. Ich outete mich als völlige Null, weil ich natürlich eine Musik-Größe wie „Pöbel MC“ noch nie gehört hatte. Zu dieser könne man aber durchaus einmal zu einem Festival unterwegs sein. Ich trat die Flucht nach vorne an und bemühte ein neues Mal die Suchmaschine. Dort heißt es (Zitat): „Pöbel MC ist mittlerweile einer der respektiertesten Rapper des deutschsprachigen Raumes, was nicht zuletzt an seiner unbestreitbaren Live-Präsenz liegt.“ Tjoaaaah. Soll ich nun YouTube anwerfen, oder nicht? Ich schwanke noch (was nicht auf ein etwaiges, vorheriges Trichtern mit Alkohol zurückzuführen ist).

Einen guten Start in die neue Woche

Sascha