Du bist Cineastin bzw. Cineast der ersten Stunde? Dann weißt du natürlich, dass diese Überschrift untrennbar mit einem Film aus dem Jahr 1988 verbunden ist, in dem Steven Spielberg und Georg Lucas als Produzenten aktiv waren. Auch wenn ich dir an dieser Stelle rate, dir den Film auf jeden Fall anzusehen … darum soll es hier und jetzt gar nicht gehen. Ich leihe mir den Filmtitel wirklich nur als Aufhänger.
Aber, da in dem Streifen Dinosaurier die Hauptrollen spielen, sind wir eigentlich auch schon direkt im heutigen Thema. Manche Begegnungen mit dem deutschen Verwaltungsapparat lassen in mir das Gefühl aufkommen, es hat sich seit der Steinzeit bei uns im Lande nur marginal etwas verändert. Leider. Irgendwie weiß auch jeder Mensch zwischen Flensburg und dem Bodensee, dass unsere Bürokratie so arbeitet, wie sie arbeitet. Aber immer dann, wenn ein direkter Kontakt damit unvermeidbar ist, ertappe ich mich dabei, dass ich mit geöffnetem Mund wie angewurzelt dastehe und es nicht glauben mag.
Mein jüngstes Beispiel passt zu dem Foto, das ich mir für die heutige Bebilderung überlegt habe. Dieses formschöne iPhone 4s ist in die Jahre gekommen … und so ist es so manche Telefonanlage in hiesigen Verwaltungen offenbar auch. Ich habe jüngst damit umfassend Bekanntschaft gemacht. Ich habe versucht, ein Finanzamt zu kontaktieren, um eine Nachfrage zu einer Steuer zu platzieren. Das Drama nahm seinen Lauf …

Schlechte Stimmung bekam ich schon, als ich die Websites der Finanzämter in Schleswig-Holstein zurate zog. Zunächst hielt ich einen Blick auf die Internetseiten als ersten Anlaufpunkt für eine gute Idee – das hat sich schnell als absoluter Rohrkrepierer entpuppt. Denn selbstverständlich sind dort im Bereich Öffnungszeiten und Kontakt lediglich zentrale Rufnummern von Telefonanlagen angegeben. Wer auf eine direkte Durchwahl hofft, der hofft auch noch darauf, dass Ostern und Weihnachten irgendwann auf einen Tag fallen. Alsdann nahte schon das zweite Problem: Ich wollte herausfinden, welches Amt denn überhaupt für meine Frage zuständig ist. Ich konsultierte eine Übersicht der Zuständigkeiten nach Steuerfall, die es auf der Website immerhin gab. Doch es nahte neues Unheil: Die Einteilung der Liste trug die Überschrift „Bezirk“. Mir dämmerte sofort, dass bei den Finanzämtern in Schleswig-Holstein sicher ein Bezirk nicht identisch mit einem Landkreis ist … uuuund … Bingo!
Ich rief erst einmal in Itzehoe an, nur um festzustellen, dass ich dort nicht richtig bin. Ich möchte aber an dieser Stelle ausführen, dass die Kreisstadt den Gipfel der Bürokratie abschießt. Wer die angegebene Rufnummer des Finanzamtes Itzehoe wählt, landet in einer Art Telefonanlage … ich schreibe „in einer Art“, weil die am Hörer so vorsintflutlich klingt, dass ich nicht finde, sie verdient diese Bezeichnung … die sich mit „Zentrale der öffentlichen Verwaltung Itzehoe“ meldet. Ernsthaft? Itzehoe lässt eiskalt täglich sämtliche Anfragen an öffentliche Stellen in einer Zentrale aufschlagen, von der aus diese „weitervermittelt“ werden sollen? Alle? Im Jahr 2024? Really?
Wie du dir vorstellen kannst, nimmt im Anschluss das Drama weiter seinen Lauf. Glücklich darf sich schätzen, wer nach x-Versuchen überhaupt erst einmal jemanden erreicht. Aber auch dann bleibt es skurril. Sobald die bzw. der Mitarbeitende versucht, dich zum richtigen Amt durchzustellen, landest du in einer Warteschleife, die alle 3 Sekunden den Satz „Ihr Anruf wird gehalten“ zu dir sagt. Wieder, wieder und immer wieder! Ohne eine Melodie, ohne ein freundliches „bitte warten“, ein schlichtes, eintöniges „Ihr Anruf wird gehalten“.
Wenn du dann das Telefon in einem Anfall von Wahnsinn noch nicht an deiner Stirn zerdrückt hast, wird es noch besser. Schließlich war die Spitze des Eisbergs noch gar nicht erreicht. Du solltest dich in 2 von 3 Fällen dann darauf einstellen, dass der Versuch, dich durchzustellen scheitert und du nach 100-mal „Ihr Anruf wird gehalten“ unsanft mit einem penetranten „Düdd-Düdd-Düdd-Düdd-Düdd“ aus der Leitung gekegelt wirst.
Fazit: Leider komme ich mir im Jahr 2024 wirklich vor, als hätte ich versucht, ein Finanzamt des Jahres 1962 zu erreichen. Wenn das der aktuelle Stand der Digitalisierung in der deutschen Verwaltung ist, müssen wir uns nicht über den letzten Platz in sämtlichen Statistiken wundern. Oder anders: Eine derartige „Telefonanlage“ steht im Prospekt sicher auf der Seite: „Damit werden Sie Anrufende auf alle Fälle zu 100 Prozent sicher los und haben Ihre Ruhe.“
Ein Wochenende ohne Ämterkram wünscht
Sascha