Langsam aber sicher beschleicht mich das Gefühl, dass Kolumnen rund um die hiesige Bürokratie noch zu einem unfreiwilligen Highlight meiner Erörterungen werden. Wer kurz die Freude genossen hat, dem wiehernden Amtsschimmel entronnen zu sein, wird wenig später eines Besseren belehrt und unweigerlich wieder von ihm eingeholt.
In der nachfolgenden Episode meiner Erörterungen (hier geht’s übrigens zu Teil 1: http://urbatzka.de/2024/08/17/wir-verwalten-uns-zu-tode/) wechseln wir im 2. Teil zum großartigen Thema: „den Lappen abgeben“. Keine Sorge, damit ist nicht gemeint, dass wir uns nun mit der Friedhofsverwaltung auseinandersetzen, sondern es ist vom rosafarbenen Lappen die Rede, der vielleicht noch in dem einen oder anderen Portemonnaie weilt. Nach dem Wunsch des Staates bzw. der EU ja nicht mehr lange, denn es geht um den sogenannten Führerschein-Pflichtumtausch. Das Wort macht dir Angst? Sollte es auch!
Immerhin wurde mitgedacht: Damit unsere hiesigen Verwaltungen dieses Mammutprojekt überhaupt stemmen können, bei dem unzählige Bürgerinnen und Bürger ihren Lappen gegen eine moderne EU-Karte eintauschen möchten, gibt es seitens des zuständigen Bundesamtes vorgesehene Zeitfenster – gestaffelt nach Geburtsjahrgängen. Ziemlich baff saß ich jüngst vor dem Rechner und stellte fest, dass ich damit in meiner Altersklasse sogar schon dran bin. Dann also auf, Herr U.!
Ich startete meinen ersten Versuch auf der Website des zuständigen Kreises und machte erst einmal die Bekanntschaft mit der schon thematisierten Auslastung. Dabei war ich auf der Unterseite, die ich geöffnet hatte, sogar erst einmal falsch! Ich dachte nämlich, ich sei auf der Unterseite der Kfz-Zulassungsstelle vielleicht richtig, wenn es um den Führerschein geht. Mööööp. Grober Fehler! Das war in diesem Fall sehr gut, denn die fälschlich angesteuerte Unterseite begrüßte mich direkt mit zwei Absätzen in roter Schrift (sehr einladend, meine Lust auf den Vorgang stieg und stieg). Ich zitiere nur den Beginn: „Aufgrund von diversen krankheits- und urlaubsbedingten Ausfällen können aktuell keine zeitnahen Termine vergeben werden. Wenn Sie nicht auf einen Termin warten wollen, haben Sie die Möglichkeit sich vor Ort eine Aufrufmarke zu ziehen (A-Aufrufmarken für Kurzanliegen wie z. B. Abmeldung, Adressänderung oder ein Kurzzeitkennzeichen und Z-Aufrufmarken für Zulassungen, Umschreibungen etc.), Z-Aufrufmarken können Sie sich aktuell (bis voraussichtlich Anfang Oktober) nur morgens direkt um 07:30 Uhr zum Öffnungszeitenbeginn im begrenzten Rahmen am Ticketautomaten ziehen.“

Den Rest erspare ich dir und mir! Immerhin hatten wir etwas über A- und Z-Aufrufmarken gelernt, waren an dieser Stelle aber offenbar falsch. Denn die Suchmaske der Website verriet mir, dass ich zur Unterseite „Führerscheinstelle“ muss. Immerhin!
Kannst du noch? Du hast doch noch Lust auf ähnlichen Input? Dann weiter! Ich landete auf der – vermutlich – richtigen Unterseite, der Führerscheinstelle. Die hat im ersten Teil einen mindestens genauso einladenden Text. Ich zitiere nochmals: „Die Verkehrsaufsicht ist nur nach vorheriger Terminabsprache erreichbar. Termine können online für die Führerscheinstelle hier vereinbart werden. Bitte sehen Sie von telefonischen Anfragen ab und formulieren Sie Ihr Anliegen per E-Mail, wir bemühen uns um kurzfristige Bearbeitung.“ Ich bleibe dabei: Die Lust steigt, sich mit diesem Vorgang auseinanderzusetzen. Wirklich!
Immerhin habe ich aber auf dieser Unterseite beim Landkreis erfahren, dass ich ein Fall für eine sogenannte „Karteikartenabschrift“ bin. Kein Witz! Was es damit auf sich hat … und wie sich diese ganz sicher nicht erhalten lässt, erfährst du in meiner nächsten Kolumne. Wir müssen für diese Karteikartenanschrift nämlich die Website des Schleswig-Holsteinischen Landkreises wechseln. Auch das … ist leider wahr. More to come!
Nun aber erst einmal einen schönen Start in die neue Woche
Sascha
P.S.: Mein Tipp an hiesige Verwaltungen: Lassen Sie das Amt selbst nicht im Netz ihre Website pflegen!
P.P.S: Geben Sie die Texte für die Unterseiten an jemanden, der sich damit auskennt, jemanden im Marketing oder bei einer Agentur.
P.P.P.S: Schreiben Sie schlicht und einfach keine so unfreundlichen Texte auf Ihre Website. Egal, wie schlimm es um Ihre Auslastung oder Ihre sonstigen Probleme im Umgang mit Bürgerinnen und Bürgern in der Verwaltung wirklich steht.